Ihr fragt euch, was ein/e Erzieher:in überhaupt macht und ob der Beruf für euch der richtige sein könnte? Na, dann aufgepasst, ich berichte euch gerne von meinen Erfahrungen.
Als ich mich vor ein paar Jahren dazu entschieden habe, Kindheitspädagogik zu studieren und danach in einer Kinderkrippe zu arbeiten, wusste ich auch noch nicht genau, wie der Berufsalltag einer/s Erzieher:in aussieht. Das Sozialpraktikum von der Schule war lange her und in meinem Umfeld gab es niemanden mit Berufserfahrungen aus dem sozialen Bereich. Bei einer Sache war ich mir jedoch sicher: Ich möchte junge Menschen in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen.
Was ist das Großartige am Beruf Erzieher:in?
Wenn ich heute gefragt werde, was das Großartige an meinem Beruf ist, kann ich ganz klar sagen: die Kinder. Manchmal frage ich mich, wer hier eigentlich von wem lernt. Kindern nehmen die Welt anders war, und es ist unheimlich spannend, das mitzuerleben und zu begleiten. Gemeinsam lange bei einer Pfütze zu verweilen, zu springen und zu spritzen, nasse Fußspuren zu machen, die Spiegelung zu beobachten, Regentropfen auf die Oberfläche platschen zu sehen, das Wasser zu spüren – anstatt stur ein bestimmtes Ziel erreichen zu wollen.
Zu sehen, wie die Kinder ihre eigene Persönlichkeit entwickeln, welche Interessen sie haben, welche Entwicklungsschritte sie gehen und sie dann gezielt dabei zu unterstützen und zu begleiten, ist ein Privileg, das nur Familien und Erzieher:innen haben.
Was brauche ich?
Um das beruflich tun zu können, ist eine Ausbildung zur/zum Erzieher:in notwendig. Wie findet kindliche Entwicklung statt und wie kann ich diese unterstützen, begleiten und fördern? Wie erkenne ich die Interessen der Kinder und kann auf dieser Basis pädagogische Angebote planen und durchführen? Wie begleite ich Konfliktsituationen und wie führe ich Gespräche mit den Eltern? All das und vieles mehr wird in der Ausbildung gelernt.
Wie sieht der Alltag der Erzieher:in aus?
Der tatsächliche Alltag ist abwechslungsreich und unterscheidet sich je nach Einrichtung. Das fängt schon bei den Öffnungszeiten an oder nach welchem pädagogischen Konzept gearbeitet wird und wie der Tagesablauf aussieht.
In der Gruppe…
Ich habe einen Teil meiner Arbeitszeit bei den Kindern in der Gruppe verbracht. Die Kinder morgens begrüßt, mich mit den Eltern ausgetauscht, das Freispiel begleitet, beobachtet, Mahlzeiten zubereitet, gemeinsam mit der Gruppe gegessen, Spaziergänge gemacht, getröstet und vieles mehr.
… und im Büro
Der andere Teil der Arbeit, der außerhalb der Gruppe stattfindet, ist für viele im Vorfeld oft ein großes Fragezeichen. Was macht ein/e Erzieher:in im Büro? Ganz viel Vor- und Nachbereitung des „Alltags“. Die gemachten Beobachtungen werden festgehalten und auf deren Basis etwa pädagogische Angebote entwickelt und vorbereitet. Ein Beispiel: Ich beobachte, dass ein Kind im Gruppenraum versucht, sich immer wieder hinter einem Regal zu verstecken. Sucht das Kind nach Rückzugsmöglichkeiten? Gibt es genügend in unserem Gruppenraum? Welche Materialien kann ich zur Verfügung stellen, damit sich das Kind eine Höhle bauen kann?
Es werden auch Entwicklungsdokumentationen geschrieben und Elterngespräche vorbereitet, Projekte entwickelt und sich mit Kolleg:innen in Besprechungen ausgetauscht.
Wie viel verdient ein/e Erzieher:in?
Das Gehalt einer/eines Erzieher:in ist übrigens höher als die meisten annehmen. Freie Träger orientieren sich an dem TVöD (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst). Das Einstiegsgehalt einer/eines Erzieher:in mit abgeschlossener Ausbildung liegt bei 2.900 Euro brutto. Viele Arbeitgeber bieten sogar weitere Benefits an. Denn der Beruf steigt zunehmend in seiner Anerkennung durch die Gesellschaft, und er ist krisensicher.
Das Schöne am Erzieher:innen-Dasein ist das Wissen darum, etwas Sinnvolles zu tun. Ihr unterstützt, bildet und begleitet die Jüngsten der Gesellschaft bei ihren ersten Schritten ins Leben.
von Mirja Grumm